Piazza Garibaldi
Die Piazza Garibaldi entstand 1809, dem Jahr, in dem die alte Kirche der Heiligen Justina infolge der Auflösungen der religiösen Orden zur Zeit Napoleons abgerissen wurde. Es handelte sich um eine der ältesten Kirchen der Stadt und einige Schriftstücke belegen, dass sie bereits im Jahre 1195 existierte. Wenn Sie die Augen zum Boden hin senken, können Sie auf dem Platz den mit istrischem Karstgestein nachgezeichneten Grundriss des Gebäudes sehen.
Da der Platz klein war, war er der Startplatz der „Corsa dei berberi”, einer volkstümlichen Veranstaltung, die vom 18. bis 19. Jahrhundert beliebt war und an der auch die Edelleute und Herren der Gegend teilnahmen.
Nach dem Abriss der Kirche fand auf dem Platz der Gemüsemarkt statt und später wurde, nachdem der Palazzo Pretorio im Jahre 1851 der Sitz der Handelskammer geworden war, der Kornmarkt auf den kleinen Platz verlegt.
Im Jahre 1896 wurde das Bronzedenkmal zu Ehren von Giuseppe Garibaldi, des Helden zweier Welten, ein Werk des Künstlers Ettore Ferrari, eingeweiht.
Der Platz besticht aufgrund der Palais und Gebäude, die sich mit ihren verschiedenen Stilrichtungen und Zeitepochen aneinanderreihen. Vom Caffè Borsa schweift der Blick zum historischen Palazzo Pretorio mit den für ihn bezeichnenden Jugendstil-Elementen. Vom Palazzo Ravenna, heute Sitz der Kultivierungsgenossenschaft, hin zum klassizistischen Teatro Sociale aus dem Jahre 1819 und zum Abschluss auf der gegenüberliegenden Seite zum Palazzo Nagliati, heute eine Mehrzweckeinrichtung der Accademia dei Concordi für Jugendliche.
Garibaldi-Denkmal
Im Juni 1882 wollte die Stadt Rovigo den Helden zweier Welten nach dessen Tode ehren und eine ihm gewidmete Reiterstatue in Auftrag geben. Im gleichen Jahr wurde die Stadt durch ein tragisches Hochwasser der Etsch verwüstet, sodass der Auftrag für die Statue einige Jahre später Ettore Ferrari erteilt wurde, der diese erst im Jahre 1896 fertigstellen konnte. Ferrari bat darum, ihm für die Schaffung des Bronzedenkmals nur die Unkosten zu erstatten, weshalb ihm der Ehrenbürgertitel verliehen wurde. Eine seltsame Anekdote, deren Wahrheitsgehalt zweifelhaft ist, will, dass das für die Stadt Rom bestimmte Denkmal nach Rovigo gebracht worden ist, nachdem der Künstler, der bekanntermaßen Republikaner war, aus Missachtung der savoyischen Monarchie zwei Kronen unter die Steigbügeln gesetzt hatte.
Handelskammer
Auf der Nordseite der Piazza Garibaldi, liegt an der Kreuzung mit der Via Bedendo der historische Palazzo Pretorio, der Ende des 15. Jahrhunderts, zusammen mit den Verwaltungs- und Gerichtsbüros der Regierung des Po-Deltas, als Wohnsitz des venezianischen Stadtvogts errichtet worden ist. Im Laufe des darauffolgenden Jahrhunderts erfuhr das Gebäude zahlreiche Veränderungen und Erweiterungen, sodass es im 17. Jahrhundert sogar ein weites Portal besaß, das in einen großen Hof führte. Im Inneren befand sich neben den Privaträumen, dem Arbeitszimmer des Stadtvogts und den Ratssälen auch ein Gefängnis, das für die Folter auch über eine Rolle verfügte, an denen die Gefangenen, die verhört werden sollten, aufgehängt wurden.
Mit dem Untergang der Republik Venedig verlor das Palais an Prestige und wurde mit der österreichischen Herrschaft zum kaiserlichen Gericht und einem zugehörigen Gefängnis, das bis ins Jahr 1857 bestehen blieb.
Als sich die Handelskammer gegen Mitte des 19. Jahrhunderts in dem Gebäude ansiedelte, kam es zu einer Restaurierung des Erdgeschosses und einer Neuaufteilung der Räume. Es wurden ein Saal für di Börse, ein Kaffeehaus mit dem Namen Caffè Borsa, das noch heute in Betrieb ist, und Räume für die Verhandlungen der Kaufleute geschaffen. Außerdem wurden Räumlichkeiten für das Post- und Telegraphenamt eingerichtet, das bis ins Jahr 1931 hier bestanden hat. Und der Bau des „Salone del grano” mit dem großen verglasten Tonnengewölbe, das aus Glasflächen besteht, die von einer Struktur aus Holz und Eisen gehalten werden, und dem Bodenmosaik, in dessen Zentrum sich die Wappen der Provinz und der Handelskammer befinden, im Hauptteil stammt aus dem Jahre 1929.